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AK Kritik: Kein ausreichender Schutz für KonsumentInnen bei irreführender Lebensmittel-Werbung

EU-Parlament hat sich Druck der Werbewirtschaft gebeugt - Keine Einschränkungen für Fettes, Süßes, kein Zulassungsverfahren für Gesundheitsangaben

Wien (OTS) - Tu deiner Gesundheit was Gutes mit Schokolade: "Irreführende Gesundheitswerbung bei Lebensmitteln soll weiterhin zulässig sein", kritisiert AK Ernährungsexpertin Petra Lehner die Abstimmung im EU-Parlament eines Verordnungsentwurfs zu Ernährungs- und Gesundheitsangaben auf Lebensmitteln letzte Woche. "Die Freigabe von Gesundheitswerbung für Alkohol, Süßigkeiten, fetten Snacks und Limos ist eine Niederlage für den Konsumentenschutz", erklärt Lehner, "darüber hinaus wurde auch das vorgesehene Zulassungsverfahren für gesundheitsbezogene Angaben in ein zahnloses Meldeverfahren umgewandelt." Die AK fordert mehr Schutz für KonsumentInnen bei der Lebensmittel-Gesundheitswerbung.

Im Sommer 2003 hat die EU-Kommission einen Verordnungsentwurf zu ernährungs- und gesundheitsbezogenen Angaben über Lebensmittel vorgelegt. Der Entwurf wurde von Konsumentenschützern begrüßt, Werbe- und Lebensmittelindustrie sprachen von ungerechtfertigten Werbeverboten. "Nicht die Werbung für Süßigkeiten oder Limonaden sollte verboten werden, sondern lediglich das Präsentieren von bestimmten Produkten wie Alkohol als gesund", betont Lehner. Die Wissenschafter der EU-Lebensmittelbehörde sollten Nährwertprofile erarbeiten, die festlegen, wie fett, süß, salzig und kalorienreich ein Produkt sein darf, das einen Gesundheitsslogan trägt. Es war auch ein Zulassungsverfahren für gesundheitsbezogene Angaben bei der EU- Lebensmittelbehörde vorgesehen.

"Das EU-Parlament will nun, dass für fette, salzige, süße oder kalorienreiche Produkte Gesundheitswerbung möglich sein soll", beanstandet Lehner. Das Parlament hat auch die strikt vorgesehene wissenschaftliche Absicherung von gesundheits- und krankheitsbezogenen Angaben aufgeweicht. Die Verwender - und nicht ein unabhängiges Expertengremium - sollen entscheiden, ob eine Angabe ausreichend belegt ist. "Verbrauchern bleibt nur übrig, sich darauf zu verlassen, dass das, was behauptet wird, auch stimmt. "Das fördert den Wildwuchs, macht seriöse Angaben von unseriösen nicht unterscheidbar und somit für Konsumenten nicht nutzbar", befürchtet Lehner. "Verbraucher essen ohnehin zu viel, zu fett, zu salzig und zu süß, daher ist es unverantwortlich, wenn Lebensmittel, die weniger häufig gegessen werden sollten, durch Gesundheitswerbung noch interessanter gemacht würden", so die AK Expertin.

Das Geschäft mit der Gesundheit ist ein Zukunftsmarkt, auch bei Lebensmitteln. "Es ist daher traurig, dass die EU-Volksvertreter mehrheitlich gegen Konsumenteninteressen und für die Industrie- und Werbemultis gestimmt haben", so Lehner. Nun seien Gesundheitsministerin Rauch-Kallat und die EU-Kommission am Zug. Die EU-Kommission ist für Näherwertprofile, im EU-Rat gibt es dafür noch eine Mehrheit. "Die Gesundheitsministerin muss sich für die Verankerung der Nährwertprofile in Brüssel stark machen", bekräftigt Lehner, "in Österreich von einer Gesundheitsoffensive zu reden und in Brüssel der völligen Freigabe von Gesundheitswerbung für Alkohol, Süßigkeiten, fetten Snacks und Limo zuzustimmen, wäre scheinheilig."

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